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Neue Chefköchin predigt über das Reich Gottes

  • Propst Matthias Krüger und Pastorin Alisa Mühlfried stehen vor der Wackener Kirche.

Wacken/Rendsburg – In der Kirchengemeinde Wacken herrscht ein wenig Aufbruchsstimmung, das konnten alle, die in der Kirche waren, spüren: Die neue Pastorin Alisa Mühlfried wurde von Kirchengemeinderat und Propst Matthias Krüger begrüßt. Pastorin Petra Judith Schneider war vor ihrem vorzeitigen Ruhestand lange erkrankt, sodass die Gemeinde mit Vertretungsdiensten über diese Zeit getragen wurde. Aber nun ist sie da: 30 Jahre jung, Pastorin im Probedienst, gebürtig in Hamburg und mit viel Begeisterung für das Landpfarramt, Heavy Metal und die Begleitung von Menschen von der Wiege bis zur Bahre.

Die Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Patricia Khédim, freute sich hörbar: „So eine große Freude, eine neue Chefköchin ist da, alte Gerichte lassen sich aufpeppen und neue schmecken auch gut!“ Und auch Propst Matthias Krüger freute sich sichtlich über die Fügung: „Eigentlich sollte die Pfarrstelle ausgeschrieben werden. Aber dann kam Pastorin Mühlfried ins Spiel. Ich habe ihr die Ausschreibung gezeigt. 16 Fragen standen drauf, das hatte sich der Kirchengemeinderat so überlegt. Und dann gab es 16 mal ein Ja. Sie mögen Seelsorge? Sie hören gern Heavy Metal? Sie stehen nicht auf Zeitverschwendung? Ja, ja, ja“. Tatsächlich wirkt es, als wären Pastorin und Kirchengemeinde förmlich füreinander gemacht.

In ihrer Predigt widmete sich Mühlfried der Frage, wann denn nun das Reich Gottes kommt. Schon die Pharisäer stellten diese Frage, die deutlich schwerer zu beantworten ist als die Frage von der Rückbank „Sind wir bald da?“. „Das Reich Gottes kommt nicht ‚in zehn Minuten auf der rechten Seite‘. Und Jesus ist ehrlich darin, dass es keine einfache, klare Antwort auf diese Frage gibt: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen, denn es ist jetzt schon mitten unter euch.“ Das aber sei so schwer fassbar, dass der Gedanke über die Jahrhunderte immer weiter weggerückt sei, so Mühlfried weiter: „Die Vision vom Reich Gottes verblasst immer mehr, verliert seine schillernden Farben, seine Strahlkraft und wird grauer und düsterer“. Auch Sozialstudien sagen, die Menschen hätten eine visionäre Schreibschwäche, können sich die Zukunft kaum noch vorstellen und schon gar keine rosige. Kein Wunder im Angesicht von Krieg, Energiekrise und Inflation, findet Mühlfried: „Also, Gott. Sind wir bald da? Haben wir uns genug bewährt, genug gelitten? Wann ist es nun soweit? Die Fragen verhallen ins Nichts. Es kommt keine Antwort. Es braucht keine Antwort, denn Jesus hat sie uns bereits gegeben: Es ist mitten unter euch“.

Gottes Reich, mitten unter uns? Mühlfried wagt eine Beschreibung dessen, wie das aussehen könnte, wie es sich anfühlen könnte: „Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, von Ruhe und Frieden. Ich glaube so fühlt es sich an, das Reich Gottes in uns oder zumindest die Ahnung davon. Ein winzig kleiner Lichtpunkt in unserem Herzen, der glitzert und funkelt. Ich glaube auch, dass das Reich Gottes nicht nur IN uns, sondern auch ZWISCHEN uns schon sein kann. In den Momenten, wo wir dieses Gefühl teilen, wo wir einander Frieden zusprechen und Geborgenheit schenken: Das Lieblingsessen füreinander kochen, Freude miteinander teilen, einander helfen, ohne auf uns selbst zu achten. Da funkelt es zwischen uns, wie feiner Glitter, der an der Hand kleben bleibt, die wir einander gereicht haben. Da färbt sich das triste Grau wieder in sattes Grün, da wird aus langweiligem Braun wieder Rosa, da verschwindet ein Stück der Dunkelheit. Das Reich Gottes ist mitten unter uns. Amen“.